Alaska - Reiseberichte


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Auf 20 Pfoten durch den Yukon...
Mit freundlicher Genehmigung von Laszlo Fazekas
Copyright 2002 by Laszlo Fazekas
Mittwoch 12.12.01

Ich wachte durch das Rascheln und Topfgeklimper von Steve auf, der Anstalten machte, den Ofen tüchtig zu befeuern. Aus dem Schlafsack gekrochen, dachte ich zuerst an Zähne putzen und Waschen aber wie? Bevor ich diesen Plan weiter verfolgte, meldete sich mein Kreuz, schließlich war ich es seit langem nicht mehr gewohnt, einfach nur auf Brettern als Unterlage zu liegen, deren einziger Luxus aus einer Lage Isomatten bestand. Ich sammelte meine Kulturknochen zusammen und raffte mich dann endlich auf. Wenn ich mich schon nicht waschen konnte, so wollte ich zumindest meine Notdurft verrichten. Steve meinte, dass oben auf der Anhöhe eine provisorische Toilette eingerichtet ist, damit die Leute hier nicht alles wahllos „zusch......“ Ich hatte ein ordentliches Plumpsklo erwartet, aber nun verschlug es mir fast die Sprache. Das Klo bestand aus nichts mehr als aus einem Paravant, also Open Air, hinter dem sich ein großes Loch und eine Klobrille aus Styropor befand. Das alleine war nicht abschreckend, sondern die Temperaturen! Auf dem Thermometer, das an einem Baum hing, waren es -33 Grad, und eine arktische Brise pfiff durch die Pobacke. Arme Mädels....

Zurück am Zelt gingen Steve und ich nun dazu über, das Frühstück vorzubereiten, während die Mädels noch versuchten, jede Sekunde raus zu schinden, um nicht aus dem gemütlichen Schlafsack zu müssen. Nach meiner höflichen Frage an Steve, was es denn zum Frühstück gibt - wie konnte ich nur fragen? -, kam als Antwort: Rühreier mit Speck! Gut, dachte ich und fragte: Wo sind die Eier.........? worauf mir Steve eine riesengroße Packung in Folie verschweißter Rühreier zuschmiss, damit ich die als erstes im heißen Wasser aufwärmte. Ich stahl mich ein wenig davon, während die Eier langsam auftauten, marschierte auf den vereisten See zu und versuchte, die ersten morgendlichen Eindrücke einzufangen. Rötlich schimmerte der Himmel in die weiße Pracht und in die Gipfel der Berge in den anbrechenden Tag hinein. Es ist schwierig, sich diesem faszinierendem Anblick zu entziehen, während man weiß, dass nichts anderes um einen existiert als die Natur. Der Kaffeeduft lockte mich vom Eis zum Zelt zurück. Ich verließ die Stelle nicht, ohne noch mal einen Blick in die Ferne zu werfen und den verträumten Blick im Spiel der Natur zu verlieren.

Die im Wasser aufgetauten Rühreier wurden nun der Pfanne übergeben, während das Toastbrot einfach an die Wand des Yukonofen gepappt wurde. Geröstet werden sie dadurch nicht, aber sie werden warm, und lustig ist es allemal, wenn man es das erste mal sieht. Nach dem alle nun beim Frühstück versammelt waren und der Kaffeepott die Runde machte, wurden noch einmal die Eindrücke von der Abgeschiedenheit, durch die wir gefahren waren, zur Sprache gebracht. Wir hatten alle das Gefühl, jungfräuliches Gebiet zu betreten, Abstand vom Alltag zu gewinnen, den beruflichen Stress hinter uns zu lassen und auch als Team zu funktionieren. Schade eigentlich, dass es draußen nicht einen Tisch mit einer Bank zum Sitzen gab. Outdoor-Enthusiasten mögen jetzt wohl aufschreien, aber im Zelt ist es leider viel zu eng. Sich normal zu bewegen, ist unmöglich. Ich glaube auch, ,allen hätte es mehr Spaß gemacht, draußen zu sitzen, als sich die Beine in den Hals zu stehen.

Nachdem Frühstück wurde das Geschirr noch schnell mit dem verbliebenen warmen Wasser gereinigt, bevor alles fest frieren konnte. Jeder suchte noch schnell seine Arbeitshandschuhe und Fäustlinge zusammen, aber so recht wusste niemand genau, welche wem gehörten, da wir in Whitehorse alle nur schwarze oder ganz dunkelblaue Handschuhe gekauft haben, wobei anzumerken ist, dass es auch keine anderen Farben gab. Wenn man Glück hat, sind die Arbeitshandschuhe trocken bis klamm. Es empfiehlt sich, 3 Paar einfache Handschuhe schon von zu Hause aus mitzubringen, da diese eh nur für das Anschirren und sonstige Tätigkeiten benötigt werden. Die Fäustlinge werden auch nur für die Fahrt selbst getragen, da sie den besten Schutz gegen die grimmige Kälte bieten.

Das Anschirren verlief heute wie üblich. Die Leithunde müssen zuerst angeschirrt werden, da deren Aufgabe es ist, nicht an der Leine herum zu zappeln, damit man auch die anderen Hunde dort festmachen kann. Nachdem alle 4-5 Hunde angeschirrt sind, sind die Arbeitshandschuhe in der Regel feucht und nass, und bevor man nun die Fäustlinge überzieht, wechselt man sie gegen ein trockenes Paar aus, soweit vorhanden. Mit einem „Ready, lets go“ startet nun ein Gespann nach dem anderen im Abstand von 15 Metern. Wie an einer Perlenkette gezogen machten wir uns auf, den See zu überqueren, um ans andere Ufer zu kommen. Die Hunde arbeiteten sich dabei in großen Schlangenlinien voran, denn auch die Leithunde wissen nicht, was die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist. Obwohl im Dezember das Eis als absolut einbruchsicher gilt, geheuer war es mir noch immer nicht.. Mir fiel die Geschichte von Sab ein, der am ersten Abend noch von dem Unglück erzählte, bei dem ein erfahrener Musher im November im Eis eingebrochen ist. Da keiner das Unglück gesehen hatte, munkelte man, dass ihm die Hunde wohl durchgegangen sind, aufs Eis hinausliefen und bei seinem Rettungsversuch das Gespann wohl mit eingebrochen ist. Er war zu erfahren und hätte eigentlich wissen müssen, dass man im November noch nicht aufs Eis gehen sollte. Ich dagegen wähnte mich in Sicherheit, es war Dezember! Punkt!


Unterwegs brüllte Steve uns auf einmal etwas zu und zeigte auf einen Berg, auf den es hinaufgehen sollte. Schluck! Nach mehr als einer Stunde war das Ende des Sees erreicht, und wir arbeiteten uns durch das wilde vereiste Sumpfgebiet. Aufpassen muss man hier, da das Gestrüpp sehr dicht ist, und man über all mit dem Schlitten aneckt. Gelegentlich rumpelt es dabei ganz schön, schließlich hat ein Schlitten kein Lenkrad, um elegant um die engen Kurven zu kommen. Später glitten wir durch eine leichte hügelige Landschaft und pflügten die ersten Spuren in den frischen Schnee. Die Berge um uns herum nahmen viel Licht weg, obwohl ein fast blauer Himmel unser Begleiter war. Während der Fahrt packte ich immer wieder meine Minox aus der Brusttasche, um ein paar Bilder zu schießen. Für 3-4 Bilder war die Kamera schussbereit, länger hielt sie den Temperaturen nicht stand. So gegen Mittag machten wir unsere übliche kleine Rast. Schnell wurden einige kleine Äste und Zweige gesammelt, um ein kleines Lagerfeuer zu entzünden. Obwohl alles von Schnee bedeckt ist, fängt das Holz schnell an zu brennen, da es eigentlich knochentrocken ist und keine Feuchtigkeit gezogen hat. Die Hunde legten sich einfach in den Schnee, und so mancher hoffte auf einen Leckerbissen. Die heiße Limonade wurde gerne getrunken, und auf einem Handrost wurden Sandwitches mit Würsten geröstet. Einige nahmen auch das Lagerfeuer zum Anlass, die nassen Arbeitshandschuhe zu trocknen. Es ist auch wichtig, viel zu trinken, denn man kommt schon arg ins schwitzen. Auf eine Wurst verzichtete ich, und teilte sie in 5 gleiche Stücke, die gierig von meinem Team genommen wurden.

Nach der Rast fing langsam der Anstieg auf den Berg an, und wir mussten dort, wo es wieder mal steil wurde, vom Schlitten runter. Gemeinsam ächzten wir den Berg rauf, und der Schweiß floss in Strömen. Eigentlich liefen wir den Berg rauf, denn sobald man vom Schlitten ist, legen die Hunde ein anderes Tempo vor. Mehr oder weniger hält man sich nur noch am Schlitten fest, sprintet mit den ganzen Klamotten am Leib hinterher, in den klobigen Schuhen, mit denen man versucht, im Schnee Tritt zu fassen. Am Stück schafft man dann 40-50 Meter, legt eine Pause ein, und weiter geht’s. Nach etwa ¾ der Strecke wurden die Pausen immer länger, die Sprints immer kürzer und die Luft für mich am Berg immer dünner. Ich gebe zu, der einzige Weg für mich, einen Berg zu nehmen, ist eine Seilbahn! Mir reichte es, und ich freute mich schon auf die anstehende Abfahrt. Steve versuchte, mich noch zu animieren und meinte, da wäre nur noch ein einziger steiler Anstieg und wir wären oben. Aber genau das hörte ich mir schon eine Stunde lang an... Die Truppe zog an mir vorbei, um nach ungefähr 10 Minuten wieder da zu sein. „So ein Mist“ dachte ich mir. Die Abfahrt machte bedeutend mehr Spaß, und man musste schon recht kräftig in die Bremsen, um nicht den Hunden in die Hinterläufe zu fahren.

Außerdem schlug nun plötzlich das Wetter um, und bedrohlich aussehende graue Wolken und einsetzender Schneefall hüllten den Berg ein. Das waren keine große Flocken, die vom Himmel fielen, sondern eher feine Eiskristalle, die wie Stecknadeln ziemlich unangenehm ins Auge stachen. Meine Brille konnte ich nicht anziehen, da durch den Atem die Gläser sofort vereisten. Mit der Skibrille wurde ich auch nicht viel glücklicher. Ergo zog ich meine Gesichtsmaske noch tiefer ins Gesicht und suchte mir genau den Blickwinkel, wo der Fahrtwind alles an mir vorbei trug. Auch die Minox kam wieder zum Einsatz, und ich versuchte, während der Fahrt die Stimmung dieses beeindruckenden Wetters einzufangen. Die Handgriffe, Handschuhe ausziehen, sie sicher abzulegen, den Reißverschluss der Jacke zu öffnen, um die Minox zu finden, kannte ich nun in- und auswendig. Das ist zwar nicht schwierig, aber es muss recht schnell passieren, bevor die Kamera wieder vereist. Da muss jeder Griff sitzen, um ein paar wenige Bilder zu schießen. Klick, klick und alles wurde wieder verstaut. Etwa um 17 Uhr kehrten wir ins Camp am See zurück, und inzwischen hatte es zum Glück auch aufgehört zu schneien. Am Camp angekommen machten wir uns sofort daran, die Hunde abzuschirren und sie an ihren Plätzen anzuleinen. Auch wir hatten heute das Gefühl, so schnell wie möglich an unseren „Fressnapf“ zu kommen. Die eine Truppe bohrte das Eisloch vom Tag zuvor auf, um etwa 2-3 Eimer Wasser zum Camp zu tragen. Da wir kein Holz mehr hatten, musste die andere Truppe tote Bäume ins Camp schleppen und zersägen, um den Ofen in Gang zu setzen. Der Benzinkocher wurde auch in Betrieb genommen, um darauf das Wasser zu erwärmen. Wir zerkleinerten die Hundenahrung wie gewohnt zuerst mit der Axt, sonst dauert das eine Ewigkeit, bis die Menge erwärmt ist. Bratkartoffeln und Schweinesteaks brutzelten nach dem Versorgen der Hunde in der Pfanne, und wir warteten schon wie die Hyänen und Geier, um uns auf das Mahl stürzen zu können. Um 22 Uhr waren wir alle todmüde; Zapfenstreich.





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