Alaska - Reiseberichte


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Auf 20 Pfoten durch den Yukon...
Mit freundlicher Genehmigung von Laszlo Fazekas
Copyright 2002 by Laszlo Fazekas
Dienstag 11.12.01

Der dritte Tag brach an und begann wie üblich mit der Husky-Arie und "Cleaning the yard".... Knoten im Hals! Wie gewohnt stand ich als Erster auf und legte wieder Holz nach, um schon mal vorab einen heißen Kaffee zu trinken. In den vergangenen Tagen hatte sich jeder seine Hand etwas am Yukonofen verbrannt, da die Klappe doch etwas klein war im Verhältnis zu den großen Holzscheiten. Und so kam es immer wieder vor, dass man hier und da ungewollt den glühendheißen Ofen berührte und sich dabei verbrannte.

Wie schon an den vorangegangenen Tagen war das Frühstück eine Mischung aus kontinentalem und amerikanischen Frühstück: Käse, Salami, hartgekochte Eier oder Rührei, Marmelade, gebratener Speck und Pfannekuchen, Erdnussbutter und Nutella. Die Himbeermarmelade war äußerst lecker, nicht so teuflisch überzuckert wie bei uns. Mike, dieses echte Yukon-Original, „baute“ sich jeden Morgen einen doppelten Quarter-Pfannkuchen-Burger. Jede Lage wurde mit Erdnussbutter und Nutella bestrichen, und zum Schluss wurde das ganze in Ahornsirup ertränkt. Puh!

Heute ging es für drei Tage in die Wildnis, und wir brachen zum 37 Mile Lake auf. Das eigene Gepäck und die gesamte Verpflegung für 25 Hunde und Personen mussten verstaut werden.
Die Schlitten waren schwer beladen, und die Hunde würden ordentlich was zu tun haben. Beim Start ging diesmal nicht alles so glatt wie an den Tagen zuvor. Ein Schlitten produzierte regelrecht einen Frühstart und verfing sich dabei in einem anderen Gespann. Nun musste erst mal dieses Knäuel entwirrt werden, was gar nicht so einfach ist, wenn sich die Hunde untereinander etwas Respekt verschaffen wollen. Da muss man mutig dazwischenbrüllen und zeigen, wer Chef im Gespann ist. Sollte das keine Wirkung zeigen und die Hunde verbeißen sich, bleibt nichts anderes übrig, als sich selbst dazwischen zu werfen. Wenn man nicht den Mut hat, das selbst zu übernehmen, braucht man keine Sorge zu haben. Die Guides sind direkt zur Stelle, wenn es brennt. Mein Gespann war immer noch mit der Sicherheitsleine an einem Baum befestigt, aber bis zum Anschlag voll unter Spannung. Vorne am Schlitten zogen die Hunde wie verrückt. Als alle nacheinander abfuhren, bekam ich den Karabiner nicht auf und musste nun mit einem Bein vom Schlitten, um an den Haken zu kommen. Mit der anderen Hand hielt ich mich noch am Schlitten fest. Endlich war das Gespann frei und setzte sich nach einem riesigen Ruck in Bewegung. Das ging so rasch , dass ich nicht schnell genug wieder auf die Kufen kam. Es gelang mir gerade noch, mich mit beiden Händen am Griff festzuhalten, da wurde ich auch schon hinter dem Gespann durch den Schnee mitgeschleift. „Wohoo“, die akustische Notbremse, und ein zweites Mal schmetterte ich ein furchterregendes „Wohooooooooo“ in die Landschaft. Das blieb nicht ohne Wirkung, und mein Gespann kam endlich zum stehen.

In einer tief verschneiten faszinierenden Winterlandschaft zogen wir unsere Bahnen durch den Neuschnee. Nun ging es zackiger zu, und die Hügel entwickelten sich schon zu richtigen Anstiegen, dazu auch noch der frisch gefallene Schnee, der die Arbeit für Hund und Mensch noch erschwert. Bäche von Schweiß brachen aus allen Poren hervor, und das Atmen entwickelte sich am Berg zu einer gewaltigen Hechelei. Das Schnaufen und Schnauben war schlimmer als das einer Dampflok. Aber die herrliche Natur um uns herum und die Pfade waren Entschädigung genug für die Plagerei! Wir tauchten tief in die Wälder ab, wohin man sonst als Tourist im Sommer vermutlich nicht so ohne weiteres kommt. So ungefähr 15 Km pro Stunde ist so ein Gespann schnell, und nach drei Stunden Fahrt ist man von jeglicher Art Zivilisation abgeschnitten. Die Vorstellung, wie auf Trappers Spuren durch die Wildnis zu ziehen, war schon eine reizvolle Geschichte für mich, ein bisschen Abenteuergeist war schließlich nicht zu leugnen. Ehrlich gesagt, freute ich mich jedes mal, wenn ich wieder auf dem Schlitten stand, denn das war die einzige Zeit, wo man wirklich mal für sich allein sein konnte.

Die Etappe wurde durch eine kurze Pause unterbrochen. Ein Feuer war schnell entfacht, auf dem wir dann die Würstchen grillten. Warme Getränke aus der Thermoskanne machten die Runde. Für den Rest an Würstchen, die wir nicht mehr essen wollten, fanden sich dankbare Abnehmer. Die Pausen waren nur von kurzer Dauer, und weiter ging es in Richtung 37 Mile Lake. Manche kurze und sehr steile Abhänge mussten genommen werden. Hierbei mussten wir immer fest auf der Bremse stehen, um nicht in die Hinterläufe der Hunde zu fahren.
Langsam kündigte sich der See an, denn wir näherten uns einem Gebiet, welches in eisfreier Zeit unter Wasser stehen musste. Es dauerte nicht mehr lange, und wir glitten über den zugefrorenen See. Er war gut zu befahren, da eine kleine Schneeschicht das Eis bedeckte und somit mehr Griffigkeit für die Hunde bot, als pures Eis. Wir fuhren einen Zickzackkurs auf dem See, da für die Hunde die Orientierung dort viel schwieriger ist, weil keine direkte Spur vorhanden ist. Später, nachdem wir das andere Ufer erreicht hatten, blieben wir wieder in Ufernähe, um den Hunden eine Orientierungshilfe zu geben. Eigentlich kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern, wie lange wir über die Eisfläche glitten, aber ein „Wohoo“ beendete dann diese Tagesetappe. Es muss so gegen 16 Uhr gewesen sein, als wir am Camp ankamen und zwei Trapperzelte schon fertig aufgebaut am Ufer standen. Fünf Personen in einem Zelt? Es war schon recht klein, und von Gemütlichkeit konnte keine Rede sein; man konnte sich darin einfach nicht aufhalten, außer zum Schlafen. Kein Tisch, kein Stuhl, nur ein Yukon Ofen und eine große Bretterfläche als Schlafgelegenheit, die mit vielen Thermomatten belegt war. Selbst die alten Trapper hatten in meinen Augen mehr Komfort zur Verfügung. Alle anderen Aktivitäten wie Kochen und das Zubereiten des Futters für die Hunde erfolgten im Freien. Zuerst aber musste Holz zersägt und Wasser geholt werden, damit die Hunde versorgt werden können, und dann erst kamen wir an die Reihe. Meistens waren wir so gegen 20 Uhr mit den Hunden fertig und konnten dann unsere eigene Verpflegung zubereiten. Die Mädels machten sich an das Sägen, und jedes erfolgreich abgesägte Holz endete in einem Gekicher, vorsichtig ausgedrückt. Waren wir hier auf einer Kaffeefahrt? Mir fiel eine Melodie von Bob Marley ein...... „No women no cry“......... Steve, der Führer, fing an zu lachen und faselte etwas von 'Sound of silence'...

Wasser musste her, und mit einem Eisbohrer wurde dem Eis der Kampf angesagt. Es ist gar nicht so einfach, sich durch einen halben Meter Eis zu bohren und dann mit einer Axt das Loch so groß zu bekommen, dass dann auch eine größere Schöpfkelle hineinpasst. Außerdem muss man die Handschuhe ausziehen, sonst fliegt einem die Axt aus der Hand. Dafür bekam man natürlich aufgrund der grimmigen Kälte innerhalb kürzester Zeit eiskalte und klamme Finger. Zum Glück hatte ich eine Stirnlampe vor der Reise gekauft, und die Hände waren frei zum Arbeiten. Die Hunde bekamen später auch noch etwas Stroh für die Nacht. Steve mühte sich in der Zwischenzeit, diesen verdammten Benzinkocher auf die richtige Flamme zu bekommen. Mit den ersten Holzscheiten wurde das Zelt beheizt. Wir hatten hier kein Thermometer, aber es war mächtig kalt. Das Hundefutter musste mit der Axt zerkleinert werden, um es in kleineren Portionen schneller zum Auftauen zu bringen, in dem man es mit heißem Wasser übergießt. Man muss sich das nur mal bildlich vorstellen: einen 10 Liter Eimer voll mit Hundefutter, steifgefroren zu Beton, und dann diesen Brocken in Kleinteile zerlegen. Schwerstarbeit! Angereichert wird das Futter dann mit einer großen Portion Fett, um auf die notwendigen Kalorien zu kommen, denn die Basisnahrung bestand hauptsächlich aus Hühnchen. Es war schon spät am Abend, als auch der letzte Hund seinen vollen Napf bekam. Es sind wahre Athleten unter den Hunden - solche durchtrainierten Tiere habe ich noch nie gesehen.

Wir hatten wieder mal eine sternenklare Nacht, und ich schaute etwas abseits vom Camp in den Himmel, in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch ein Polarlicht zeigt. Zu Hause hatte ich viele Bilder über diese Erscheinung am Himmel gesehen und war fasziniert von dem Schauspiel, das man mit viel Glück sehen kann, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Im Zelt brutzelte mittlerweile unser Abendessen, aber das würde bestimmt noch dauern. Meinen Hunden brachte ich noch einen kleinen Leckerbissen, da ich die kleinen Brocken eingesammelt hatte, die bei der Bearbeitung mit der Axt herumlagen. Im Zeltinnern wurde es langsam "warm", so dass wir uns von unseren schweren Jacken, Hosen und Schuhen befreien konnten. Die Innenzeltwände waren trotz der Bemühung, das Zelt tüchtig zu befeuern, völlig vereist. Aber die Fleece-Kleidung bot immer noch genügend Schutz gegen die Kälte. Wir spannten eine Wäscheleine unter das Zeltdach in der Nähe des Ofens, um unsere Arbeitshandschuhe zu trocknen, die zwar während des Tages feucht werden, aber nicht kalt. Wir verbrachten die restliche Zeit damit, unsere Schlafsäcke auszupacken und uns den Abend mit einer gemütlichen Plauderei zu vertreiben. Es wurde ziemlich deftig gegessen. Gegen 3:1 Stimmen, Steve enthielt sich, wurde beschlossen, nach dem "Nachtmahl" ein paar Hunde ins Zelt zu nehmen. Während Steve drei oder vier Hunde holte, hielt ich noch mal Ausschau nach einem Polarlicht, leider ohne Erfolg. Es muss so gegen Mitternacht gewesen sein, als einer nach dem anderen in seinen Schlafsack kroch. Ein Hund pieselte eine der weiblichen Schlafsäcke an. Ich drehte mich um, und schlief den Schlaf des Gerechten.





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